10 VORKOMMEN VON ARTEN UND DEREN VIELFALT IST DAS ERGEBNIS DER EVOLUTION

Ökosysteme – Wald, Wiese, menschliche Siedlungen, Teich und Fluss

Ökosystem

Das Ökosystem ist eine Gemeinschaft von Pflanzen und Tieren sowie ihrer unbelebten Umgebung mit bestimmten physikalischen und meteorologischen Eigenschaften, einem bestimmten Boden usw., die zusammen eine erkennbare geschlossene Einheit bilden (Begon, Harper und Townsend, 1997). Das Konzept wurde von Tansley (1935) erstellt.

Wald

Wälder sind komplexe System aus Pflanzen, Tieren und nicht lebenden Elementen (Boden, Felsen und Mineralien). Es sind dadurch gekennzeichnet, dass hier Gehölze, insbesondere Bäume, dominieren. Wir unterscheiden Nadelwälder, Laubwälder und Mischwälder. Der Wald war vor der Besiedlung durch den Menschen das vorherrschende Ökosystem auf dem Gebiet, das heute zu Deutschland gehört. Durch Rodung, Brandrodung aber auch Beweidung wurde der Wald dezimiert. Teilweise war das Ziel auch lediglich die Nutzung des Holzes, z.B. zum Schiffsbau im Bereich der norddeutschen Küste. Auf den freigewordenen Flächen wurden Nutzpflanzen (z. B. Getreide) angebaut oder Vieh gehalten. Inzwischen werden die heute bestehenden Wälder gepflegt und wirtschaftlich genutzt, wobei die Nutzung mit Waldbewirtschaftungsplänen geplant und überwacht wird.

Im Vergleich zu anderen Ökosystemen zeichnet sich der Wald durch die Tatsache aus, dass er durch Gehölze, insbesondere Bäumen dominiert wird. Bäume haben einen hochgewachsenen, verholzenden Stamm mit Rinde, der in einer belaubten Krone endet. Wälder werden nach der Gehölzart benannt, die in ihnen dominiert. Wenn Laubbäume überwiegen, sprechen wir von Laubwäldern, wenn Nadelbäume überwieden, sind es Nadelwälder.

Deutschland ist eines der waldreichsten Länder der Europäischen Union. 32% unseres Landes sind mit Waldflächen bedeckt.

In den Nadelwäldern der Hochlagen der Mittelgebirge dominiert die Fichte (Picea abies), z.B. im Schwarzwald, im Harz, im Sauerland, im Erzgebirge, in Hunsrück und Taunus, aber auch im Alpenvorland. Die Bestände sind zum Teil mit Tannen (Abies alba) durchsetzt In niedrigen Lagen, insbesondere im östlichen Teil der norddeutschen Tiefebene, sind Waldkiefern (Pinus sylvestris) die vorherrschende Baumart in Nadelwäldern. In den Gebirgslagen des Alpenraums finden wir die Lärche (Larix decidua).

Ausgedehnte Buchenwälder und Buchen-Mischwälder waren die natürlichen Wälder weiter Teile unseres Landes. Diese Waldformen findet man in den niedrigeren Lagen der Mittelgebirge (z.B. Pfälzerwald, Eifel, Odenwald und Spessart) und im Flachland (z.B. Nationalpark Jasmund, Müritz-Nationalpark). In wärmeren Bereichen der Mittelgebirge (z.B. Pfälzerwald, Spessart) und in den warmen Tieflagen findet man auf sandigen Böden Eichenwälder (Sommereiche – Quercus robur und Wintereiche – Quercus petraea).

In der Nähe von Gewässern und in Überschwemmungsgebieten findet man Auwälder wo je nach Nähe zum Wasser, Überschwemmungshäufigkeit, Höhenlage und Bodenbeschaffenheit Eschen (Fraxinus excelsior), Ulmen (Ulmus spec.), Pappeln (Populus spec.), Weiden (Salix spec.) und/oder Schwarz-Erlen (Alnus glutinosa) wachsen.

Abbildung 121: Erle-Walder mit Schwarz-Erle (Alnus glutinosa) und der Zittergras-Segge (Carex brizoides)

Im Wald finden wir eine Reihe von Sträuchern und kleinen Bäumen (z. B. Schwarzdorn, Weißdorn, Hartriegel, Eberesche), Gräser, z. B. Draht-Schmiele (Avenella flexuosa), verschiedene Kräuter wie Waldsauerklee (Oxalis acetosella), Buschwindröschen (Anemone nemerosa), Farne, z.B. Frauenfarn (Athyrium filix-femina) und Schachtelhalm (Equisetum sylvaticum) aber auch eine Reihe von Moosen und Flechten.

Abbildung 122: Waldsauerklee (Oxalis acetosella)

Tiere im Wald

Im Wald leben unterschiedliche Säugetiere, z. B. Rothirsche (Cervus elaphus), Damwild (Dama dama), Rehe (Capreolus capreolus), Wildschweine (Sus scrofa), Dachse (Meles meles), Rotfüchse (Vulpes vulgaris), Baummarder (Martes martes) Eichhörnchen (Sciurus vulgaris), aber auch viele wirbellose Tiere, z. B. die Rote Waldameise (Formica rufa), verschiedene Käfer sowie Fliegen und Holzwespen (Siricidae). Zudem findet man unterschiedliche Vögel, u.a. Buchfink (Fringilla coelebs), Singdrossel (Turdus philomelos), Schwarzspecht (Dryocopus martius), Buntspecht (Dendrocopos major) und andere.

Wiese

Die Wiesen wurden vom Menschen geschaffen und sind daher auf seine Fürsorge angewiesen. Menschen mähen die Wiesen, und nutzen die abgemähten Pflanzen als Futtermittel für das Vieh. Im Gegensatz zu Wäldern überwiegen hier die Kräuter. Holzarten kommen hier gar nicht vor.

Abbildung 123: Blühende Wiese

Auf der Wiese wachsen einkeimblättrige Gräser:

Tabelle 3: Einkeimblättrige
Deutsche Bezeichnung
Berufliche BezeichnungAbbildung
Gewöhnlicher Glatthafer Arrhenatherum
elatius
Wiesen-Fuchsschwanz Alopecurus
pratensis
Wiesen-Lieschgras Phleum
pratense
Gewöhnliches Ruchgras Anthoxanthum
odoratum

Gewöhnliches

Knäuelgras

Dactylis
glomerata

Zusammen mit einer Reihe zweikeimblättriger Pflanzen:

Tabelle 4: Zweikeimblättrige 
Deutsche BezeichnungBerufliche BezeichnungAbbildung
Scharfer Hahnenfuß
Ranunculus acris
Margerite Leucanthemum albus
Wiesen-Kammgras

Cynosurus cristatus

Kuckucks-Lichtnelke Lychnis flos-cuculi
Wiesen-Glockenblume Campanulla patula
Kugelranunkel Trolius altissimus

Neben Pflanzen gibt es auf der Wiese viele wirbellose Tiere, Insekten, Schmetterlinge usw. Bei besonders hohem bzw. niedrigen Feuchtigkeitsgehalt des Bodens entstehen Feuchtwiesen bzw. Trockenrasen mit jeweils typischer Vegetation. An den Küsten finden wir Salzwiesen.

Weide-plätze

Wenn das Vieh auf einer Wiese grast, sprechen wir von einer Weide. Je nach Intensität der Beweidung (Dauer, Anzahl Tiere) werden durch Abweiden und Trittbelastung Schäden an der durchgehenden Vegetationsdecke verursacht. Dies wirkt sich häufig auf die Zusammensetzung der nachwachsenden Pflanzengemeinschaft aus. Es wachsen Pflanzen, die einen nährstoffreichen Boden benötigen, die aber das Vieh normalerweise nicht mag, z. B. Große Brennnessel (Urtica dioica), Stumpfblättriger Ampfer (Rumex obtusifolius) oder Gewöhnliche Kratzdistel (Cirsium vulgare).

Abbildung 124: Weide mit Vieh

Stadt, Dorf

Menschliche Siedlungen lassen sich nach Größe und Art in Dörfer und Städte unterteilen. Die Städte sind größer und normalerweise gibt es verschiedene Arten von Gebäuden - den historischen Kern, die Fläche von Wohngebäuden, Industrie- und Gewerbegebiete. Heutzutage gibt es fast keinen Unterschied mehr zwischen der Stadt und dem Dorf: die Aktivitäten der Menschen sind sehr ähnlich, im Gegensatz zu früheren Zeiten, in denen die Kleintierhaltung in Dörfern und die geringere Bodenversiegelung durch Asphaltierung zu unterschiedlichen Pflanzen- und Tierpopulationen in Stadt und Dorf führte.

Abbildung 125: Der Rasen in den Siedlungen mit Vorherrschaft des Gänseblümchens (Bellis perennis) und der Feld-Hainsimse (Luzula campestris)

Einige Pflanzen- und Tierarten haben sich als Kulturfolger an menschliche Siedlungen angepasst, z. B. das Deutsche Weidelgras (Lolium perenne) – ein trittfestes Gras – oder der Haussperling (Passer domesticus). Auch Füchse und Kaninchen ziehen in die Vorstädte, in denen sie weniger gejagt werden und Nahrungleicht zu finden ist.

Auf Brachflächen, die einige Jahre sich selbst überlassen werden, beginnen zunächst Gräser und später Gehölze zu wachsen – z. B. Schwarzer Holunder (Sambucus nigra), Hänge-Birke (Betula pendula), Robinie (Robinia pseudoacacia) oder Sommerflieder (Buddleja davidii) aber auch wilde Brombeersträucher (Rubus armeniacus).

Teich und Fluss

An Gewässern wachsen je nachdem ob es stehende, schnell oder langsam fließende Gewässer sind Pflanzen wie Blut-Weiderich (Lythrum salicaria), Sumpf-Schwertlilie (Iris pseudacorus), Sumpfdotterblume (Caltha palustris), Kuckucks-Lichtnelke (Silene flos-cuculi), Froschlöffel (Alisma spec.), Wasserminze (Mentha aquatica), Bittersüßer Nachtschatten (Solanum dulcamara) und viele mehr. Das Röhricht besteht aus Schilf (Phragmites australis), Rohrkolben (Typha), Igelkolben (Sparganium), Rohrglanzgras (Phalaris arundinacea), Wasser-Schwaden (Glyceria maxima) und anderen. Direkt im Wasser wachsen z. B. Laichkraut (Potamogeton), Gelben Teichrose (Nuphar lutea) Wassterpest (Elodea) und Wasserhahnenfuß (Ranunculus aquatilis) Sie nehmen Nährstoffe aus dem Wasser auf und sind an dessen Reinigung beteiligt.

Abbildung 126: Ein Teich mit Breitblättrigem Rohrkolben (Typha latifolia) und dahinter die Stämme des Schilfrohrs (Phragmites australis). Im Vordergrund Gelbe Teichrose (Nuphar lutea) und das weiße Gewöhnliche Pfeilkraut (Saggitaria saggitifolia)

Feuchtbiotope

Feuchtbiotope bieten Lebensraum für viele Tiere, z. B. Krebse, Amphibien: Frösche (Erdkröte - Bufo bufo, Grasfrosch - Rana temporaria), Molche, Libellen, aber auch viele Wasservögel: Stockente (Anas platyrhynchos), Höckerschwan (Cygnus olor) und natürlich Fische (Karpfen, Forelle, Barsch, Hecht usw.).

Eine besondere Art von Feuchtbiotopen sind die Torfmoore, die sich durch eine charakteristische Vegetation auszeichnen. Der beständige Wasserüberschuss führt dazu, dass pflanzliche Reste nicht vollständig abgebaut werden können, sondern sich als Torf ablagern. Die durch Regenwasser gespeisten Hochmoore sind nährstoffarm und von Torfmoosen bewachsen, die Wasser in ihren Zellen speichern und den Wasserhaushalt der Moore regulieren. Torfmoose wachsen an der Oberseite ständig weiter, während die unteren Teile der Pflanze absterben und die Grundlage für die Torfablagerungen bilden. Neben den Moosen wachsen an diesen Standorten auch fleischfressende Pflanzen, die Nährstoffen aus den gefangenen Insekten gewinnen.

Abbildung 127: Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) mit klebrigen Tentakelns und Gewöhnliche Moosbeere (Oxycoccus palustris) auf Torfmoos