10 VORKOMMEN VON ARTEN UND DEREN VIELFALT IST DAS ERGEBNIS DER EVOLUTION

Wirkstoffe in Heilpflanzen

Heilpflanzen enthalten Substanzen, mit denen Krankheiten behandelt oder verhindert werden können (Moravcová, 2006).

Primäre Pflanzen-stoffe

Die erste Gruppe von Wirkstoffen in Pflanzen sind die primären Pflanzenstoffe – Zucker (Kohlenhydrate) und Fette (Lipide), die die Pflanze für den eigenen Stoffwechsel benötigt. Pflanzliche Kohlenhydrate werden z.B. aus Getreide, z.B. Gerste (Hordeum sativum) gewonnen. Durch kurzes Keimen und anschließendes Trocknen des Getreides wird ein Enzym freigesetzt, das einen Teil der in den Körnern enthaltenen Stärke in Malzzucker (Maltose) zerlegt. Maltose wird häufig als Stärkungsmittel eingesetzt.

Lipide kennen Kinder aus der heimischen Küche. Es werden Fette, Öle und Wachse unterschieden. Pharmazeutisch angewendet werden insbesondere pflanzliche Öle, z. B. Olivenöl, das durch Pressen von Oliven (Olea europaea) gewonnen und u.a. als Injektionsemulsion oder Nasentropfen verwendet wird sowie eine leicht abführende Wirkungen hat.

Tannine (Gerbstoffe)

Eine andere Gruppe von Wirkstoffen sind die sekundären Pflanzenstoffe, die für das Überleben der Pflanze nicht zwingend notwendig sind. Hierzu gehören Tannine (Gerbstoffe), die ursprünglich zur Herstellung von Leder (Gerben von Tierhäuten um Gewebe zu entfernen und Leder weich zu machen) und zur Herstellung von Tinten verwendet wurden. Diese Tannine sind Substanzen, die in Gegenwart von Proteinen ausfallen, daher werden sie als Gegengift gegen giftige pflanzliche Proteine (Alkaloide) und gegen Schwermetalle angewendet. Früher wurde bei Verdacht auf Vergiftung mit diesen Substanzen ein starker Tee gegeben, der Tannine enthielt.

Tannine sind meistens in Blättern, Früchten (Gehalt wird durch Reifen der Früchte reduziert), in der Rinde (Fichte, Eiche, Weide) und in den Wurzeln enthalten. Sie kommen in folgenden Pflanzenfamilien vor: Knöterichgewächse (Polygonaceae), Rosengewächse (Rosaceae), Buchengewächse (Fagaceae) oder Heidekrautgewächse (Ericaceae). Sie haben adstringierende (zusammenziehende) Wirkungen, beruhigen Wunden (sie können jedoch nicht bei ausgedehnten Wunden verwendet werden, da durch eine Tanninresorption Leberschäden auftreten können). Tanine werden zur Behandlung von Verbrennungen und Erfrierungen und als Gurgelwasser verwendet, sie unterdrücken das Schwitzen, werden gegen Durchfall eingesetzt und dergleichen.

Glykoside

Weitere sekundäre Pflanzenstoffe sind die Glykoside, chemische Verbindungen eines Zuckermoleküls und eines Alkohols. Hierzu gehören kardioaktive Glykoside, Saponine, Thioglykoside und viele andere mit spezifischen pharmazeutischen Wirkungen. Saponine, z. B. aus Gewöhnlichem Seifenkraut (Saponaria officinalis), bilden in Kontakt mit Wasser Schaum und werden zur Herstellung von Seifen verwendet. Sie sind für Fische sehr giftig. Thioglykoside werden üblicherweise mit der Nahrung konsumiert und sind in Kreuzblütengewächsen (Brassicaceae) enthalten, z. B. Grünkohl, Blumenkohl, Senf, Rettich, Meerrettich usw. Sie sind durch scharfe Senfölglycoside (Glucosinolate) gekennzeichnet, die desinfizierende Wirkung haben. Die Anwendung von Glykosiden erfordert jedoch eine genaue Dosierung und ist daher nicht für die Selbstmedikation geeignet, z. B. kardioaktive Glykoside aus Maiglöckchen (Convallaria majalis). Ebenfalls zu den Glykosiden gehört das Amagdalin der Bittermandel (Prunus amygdala amara), das einen sehr bitteren Geschmack hat und aufgrund seines Blausäureanteils ebenfalls giftig ist.

Alkaloiden

Pflanzen enthalten zudem Giftstoffe, etwa Alkaloide. Hierzu gehört das Capsaicin aus Capsicum (Paprika, Peperoni und Chilis), das die lokale Durchblutung verstärkt und ein Wärmegefühl hervorruft sowie verschiedene Suchtmittel, die aufgrund der Gewohnheitsgefahr nur auf Rezept verschrieben werden, z.B. Ephedrin, das in Meerträubel (Ephedra) gefunden wird, Opiatalkaloide, z. B. Morphin, aus dem Saft des Schlafmohns (Papaver somniferum), Nikotin in Tabak (Nicotiana tabacum) und dergleichen. Einige Alkaloiden werden als Mittel zur Anregung verwendet, z. B. Koffein aus den Blättern des Teestrauchs (Thea) und den Bohnen des Kaffeebaums (Coffea).

Ätherische Öle

Eine weitere wichtige Stoffgruppe sind ätherische Öle (Terpene), flüchtige Substanzen, die das Aroma von Pflanzen bestimmen und teilweise anziehend auf Insekten wirken. Reich an ätherischen Ölen sind Kieferngewächse (Pinaceae), Ingwergewächse (Zingiberaceae), Lorbeergewächse (Lauraceae), Lippenblütler (Lamiaceae) und Doldenblütler (Apiaceae). Ätherischen Öle werden in verschiedenen Teilen der Pflanze gelagert.